Liebe Interessierte,
dieses Wochenende – 17. und 18. Mai – findet die Konferenz "Freiraum
statt Betongold" des AStA Marburg zu studentischen Freiräumen statt.
Vertreter*innen von Marburger Initiativen, Aktivist*innen von außerhalb
und Mitstreiter*innen von anderen Universitäten werden in Workshops,
Vorträgen und einer Podiumsdiskussion mit Euch Möglichkeiten für neue
Freiräume und alternative Lebensformen diskutieren und erarbeiten.
Die Konferenz findet im CNMS in der Deutschhausstraße 12 in Marburg statt.
Und sie ist für Euch komplett kostenlos!
Das Programm findet ihr unter freiraum.asta-marburg.de
Solidarische Grüße,
Euer SDS Marburg
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Ankündigungstext der Konferenz "Freiräume statt Betongold"
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Studentische Freiräume erkämpfen!
Die Möglichkeit studieren zu können, wird trotz einer stets steigenden
Anzahl an Studierenden immer noch als Privileg verkauft, wofür man der
Gesellschaft dankbar sein sollte. Dabei haben die romantisierenden
Erzählungen über ein freies Studium wenig mit der Lebensrealität
heutiger Studierenden zu tun. Besonders nach der Bologna Reform scheinen
die Universitäten nur noch ökonomisch ausgerichtete Lernfabriken zu
sein, die jegliche freie Entfaltung im Studium verhindern. Verschulte
Studienordnungen, geringe Regelstudienzeit, wenig Raum zum
selbstbestimmten studieren und kaum freie Auswahl an Veranstaltungen
sind nur ein Teil der einengenden Entwicklungen in den letzten Jahren.
Das muss aber nicht so sein! Denn die Universität gehört nicht nur den
Verwaltenden und Entscheidungsträger*innen, sie gehört vor allem uns,
den Studierenden. Es ist an der Zeit, unseren Forderungen nach mehr
Freiräumen Ausdruck zu verleihen und sich seine Teilhabe zu erkämpfen.
Demokratisierung der Hochschule
Mittlerweile gehören studentische Vertreter*innen in den Gremien der
Universitäten, sowie eine selbstverwaltete Studierendenschaft in Form
von Asten zu einer Selbstverständlichkeit. Aber erst seit den
studentischen Protesten um Selbstbestimmung in den 1968ern hat der
Prozess der Demokratisierung der Hochschulen begonnen. Darauf aufbauend
wurde auch in den letzten Jahrzehnten gegen alltägliche Dinge wie zu
hohe Semesterbeiträge, Anwesenheitslisten, Multiple-Choice Klausuren und
überfüllte Seminare, aber auch gegen die Uni als ökonomischer Betrieb im
allgemeinen protestiert. Dabei hat sich gezeigt, dass Freiräume nie
einfach zugestanden werden, sondern immer erkämpft werden mussten. Ein
neoliberales Bildungssystem arbeitet immer gegen und nicht für
Freiräume. Die letzten großen Proteste gegen einengende Bildungsreformen
sind in Hessen 2007-2009 gegen die aufkommenden Semestergebüren geführt
worden. Es ist also notwendig an dem bereits Erkämpften anzuknüpfen und
eine Alternative zur bestehenden Einengung der studentischen Freiheiten
zu entwickeln.
Ein weiteres Problemfeld stellt der nicht-einbezug gesellschaftlich
marginalisierter Gruppen dar. Weder Frauen*, LGBTIQ, Menschen mit
Behinderungen, noch von Rassismus, sowie Klassismus betroffene Personen
sind ausreichend in universitären Strukturen und Gremien vertreten. So
spiegelt die Universität auch die bundesdeutschen Herschaftsverhältnisse
wieder. Auch Asten, die zu Teilen versuchen mit Hilfe von Autonomen
Referaten und anderen Praktigen gegen dieses Problem vorzugehen,
scheitern oft daran, diese Machtverhältnisse aufzubrechen. Der Kampf für
Freiräume bedeutet aber auch die Bekämpfung jeglicher
Herschaftsverhältnisse. Eine Demokratisierung der Hochschule bedeutet
Teilhabe für Alle!
Freiräume in Marburg
Trotz eines pompösen Neubaus der Univeritätsbibliothek (UB) am alten
Botanischen Garten und ein damit einhergehender Leerstand in der
PhilFak, der alten UB und etlichen anderen Universitätsgebäuden gehen
bis jetzt studentische Initiativen, der AstA, autonome Referate/Archive,
sowie andere studentische Gruppen leer aus, obwohl diese dringend Räume
benötigen. Die neue Univeritätsbibliothek wirkt zudem wie ein steriler
Ort, welcher keinen PLatz für nicht-ökonomische (CoLibri) Bedürfnisse
bietet und soziale Interaktionen abseits des Lernens nicht zulässt.
Generell wurden bei dem Erbau der neuen UB weder der AstA, die
Fachschaften, noch andere studentische Gremien mit einbezogen. Dies
stellt ein großes Problem dar, denn ein aus vermeintlichen Gründen der
Hygiene müssen mehrere Fachschaftscafes ihren Betrieb einstellen, was
z.B. durch ein studentisches Cafe oder studentische Räumeabseits des
Lernstresses in der UB hätte ausgeglichen werden können. Wenn die
Universitätsleitung also nicht dazu bereit ist uns unsere Freiräume an
der Uni zuzugestehen, müssen wir uns diese eben erstreiten!
Auch abseits universitärer Räumlichkeiten gibt es in Marburg aktuell
einen freiraumfeindlichen Trend. So sind die hauptsächlich durch
Student*innen etablierte und genutzte Freiräume wie die Kollektivkneipe
Havanna8 und der Wagenplatz GleisX von Verdrängung betroffen, während
kein zusätzlicher Raum für kulturelle und soziale Projekte durch die
Stadt zu Verfügung gestellt, sondern der Kulturhaushalt gekürzt wird.
Dabei machen Student*innen in Marburg mit eine der größten
gesellschaftlichen Gruppen aus, die ein hohes Bedürfnis nach
selbstorganisierter Kultur hat. Dennoch gibt es in Marburg viele
wichtige soziale, kulturelle und unkommerzielle Freiräume von deren
Erfahrungen und sozialen Kämpfen wir lernen können. Ein selbstbestimmtes
Leben ist möglich!
Die Wohnraumsituation in Marburg verläuft leider ebenso restriktiv. Auf
dem Wohnungsmarkt werden Student*innen gegen andere prekär lebenden
Familien und Einzelpersonen ausgespielt, während weder die Universität
noch die Stadt eine Antwort auf Immobilienspekulation in Marburg hat.
Denn die meist ausgelagerten, schlecht angebundenen und dadurch
isolierten Student*innenwohnheime sind auch keine Lösung. Genauso wenig
wie die geplanten Einzimmerappartements im Richtsberg 88, welche zu
keinem Maße einer Vorstellung von gemeinschaftlichem Wohnen gerecht
werden. Dabei gibt es auch in Marburg einige Beispiele wie
gemeinschaftliches Wohnen zu geringen Mieten und in großen
Gebäudestrukturen möglich ist. An diese Konzepte gilt es anzuknüpfen.
Die Stadt und Uni können noch viel von selbstorganisierten Strukturen
lernen!
Kämpfe verbinden! – Eine Konferenz für studentische Freiräume
In Marburg gibt es viele Baustellen, aber es gibt auch viele Menschen
die sich in verschiedenen Initiativen für mehr Freiräume einsetzten oder
bereits erkämpfte Freiräume erhalten. Diese Kämpfe finden aber oft nicht
gemeinsam, sondern parallel statt, was sowohl von Vorteil aber auch von
Nachteil sein kann. Eines ist aber klar, wir können alle von einander
profitieren und lernen.
Deshalb soll es am 17. & 18. Mai 2019 eine Konferenz für studentische
Freiräume in Marburg geben, in der in drei Paneels über gemeinsame
Bestrebungen, Konzepte und Strategien berichtet, ausgetauscht und
gestritten werden kann. Diese soll sowohl zugänglich für Menschen sein,
die noch keine Erfahrungen mit studentischen Freiräumen gemacht haben,
als auch für Menschen die bereits für Freiräume streiten, oder diese
beleben.